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Niemand ist eine Insel

Aktualisiert: 23. Juli


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"No man is an island, entire of itself; every man is a piece of the continent, a part of the main." So in etwa heißt es in einem Werk des englischen Dichters John Donne aus dem Jahre 1624. Die Bedeutung dieser Aussage dürfte so weit klar sein: Wir sind alle miteinander verbunden, Teil eines großen Ganzen. In Bezug auf Teams: Wenn wir gemeinsam etwas erreichen wollen, braucht es gute Zusammenarbeit. Diese Aussage wird jetzt keine/n groß überraschen.


Interessant ist, wie sehr wir trotzdem bei fast jeder Gelegenheit die Leistung Einzelner betonen - meist sogar stark überbetonen. Über weite Strecken der Menschheitsgeschichte war das anders. Es gab ein stärkeres Bewusstsein für die kollektiven Leistungen der Gemeinschaft. Aus irgendeinem Grund - in der Forschung gibt es verschiedene Erklärungsmodelle dazu - brauchte es aber dann doch so etwas wie Helden. Menschen (fast immer Männer) mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, die andere vor Unglücken jeglicher Art bewahren und etwas schaffen, das niemand für möglich gehalten hätte. Es brauchte Männer, die Außergewöhnliches leisten, die an Stärke, Intelligenz und Durchsetzungsvermögen klar überlegen sind.


Aus der Frage "Was können wir gemeinsam schaffen?" wurde die Frage "Wie kann ich besser sein als die anderen, damit ich den anderen gegenüber einen Vorteil habe?"

Heute empfinden wir es als normal, jedes Werk - und ganz viele andere Sachen - mit dem Namen einer einzelnen Person in Verbindung zu bringen. Person XY hat das Buch geschrieben, den Film gedreht, das Gebäude erbaut, das Rennen gewonnen, die Firma gegründet, das Kind erzogen, die Partei verändert, die Szene geprägt, den Test bestanden, eine neue Denkschule begründet usw.


Bei genauer Überlegung ist das ziemlicher Blödsinn. Betrachtet man die Lebensgeschichte einer beliebigen Person, deren Leistungen man bewundert, kommt man fast immer zum gleichen Ergebnis. Das vermeintlich herausragende Genie dieses Menschen ist - falls ein solches existiert - nur ein Teil des Ganzen. Die Entwicklung spezieller Fähigkeiten, als auch die vielen weiteren Faktoren die für eine außerordentliche Leistung notwendig sind, haben letztlich mit Beziehungen zu tun.


Das familiäre Umfeld, eine Lehrerin, die ein Talent entdeckt und es fördert, die Werke von Künstler:innen, prägende Erlebnisse, ein Partner, der unterstützt, Menschen, die uns inspirieren, Kolleg:innen, Freund:innen, jemandes Feedback, Menschen, die uns ärgern oder das genaue Gegenteil davon machen, was wir für richtig halten usw.


Was ich zusammengefasst zum Ausdruck bringen möchte: Viele von uns überschätzen die mögliche Leistung des Einzelnen maßlos. The sky ist überhaupt nicht unser Limit. Limitiert sind wir vor allem in unserem Denken, unserer körperlichen Leistungsfähigkeit und ganz allgemein unserem Potenzial. Möchte man diese ziemlich engen Grenzen erweitern, braucht es weitere Menschen. Im Idealfall so etwas wie ein funktionierendes Team. Äußerst förderlich kann es sein, wenn ich mit Menschen kooperiere, die so etwas ähnliches schon einmal gemacht haben oder eine gewisse Begabung für etwas haben.


So kann ich von den Erfahrungen und Talenten der anderen profitieren und schon etwas sehr tolles machen, ohne Irgendwas neu erfinden zu müssen. Sollte einen dennoch der Drang packen, etwas "Neues" zu erfinden, kann man getrost entspannt bleiben. Die schätzungsweise 117 Milliarden Menschen, die seit dem Auftauchen des modernen Menschen geboren wurden, haben insgesamt schon ziemlich lange über ziemlich viele Themen nachgedacht. Es sollte also reichen, das bereits Vorhandene geringfügig zu verändern und mit dem eigenen Namen zu versehen.








 
 
 

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