Warum nicht zögern?
- Johann Eder
- 21. Dez. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 23. Juli
„Zwischen Traum und Wirklichkeit steht das Zögern wie eine unsichtbare Mauer. Es ist jene Stille, die das Herz lähmt und die Seele daran hindert, sich in die Welt zu stürzen. Wer diesen Widerstand überwindet, dem gehört der erste strahlende Morgen der Möglichkeiten.“ So in etwa soll es Rainer Maria Rilke einmal formuliert haben.
Fast in jedem Zusammenhang wird Zögern als etwas Negatives gesehen. Als ein unnötiges Verstreichenlassen von Zeit vor dem Hintergrund mangelnder Entschlossenheit, Ängsten oder Zweifeln. Es lassen sich kaum Zitate oder Texte finden, in denen Zögern als etwas Nützliches beschrieben wird. Die diesbezüglichen Empfehlungen hören sich meist eher so an: "Wage den Sprung ins kalte Wasser...", "Wer zögert verpasst vielleicht die Chance seines Lebens..." oder "Mache heute den ersten Schritt in ein besseres Leben..."
Und ja, wahrscheinlich ist ein zu langes Hin-und-her-Überlegen, vielleicht noch gefolgt von einem halbherzigen Versuch der Umsetzung, verantwortlich für unzählige verpasste Chancen und dafür, dass sich viele Menschen immer wieder im Kreise drehen, anstatt sich ihren tatsächlichen Zielen zu nähern. Oft scheint es sogar etwas Tröstliches zu haben, ein Ziel nicht zu erreichen, nachdem man es nicht wirklich versucht hat. So vermeidet man Veränderung und muss die Glaubenssätze über sich selbst nicht überdenken.
Angenommen, wir möchten tatsächlich vorankommen, Ziele erreichen, positive Veränderungen bewerkstelligen. Was es dazu braucht, sind ganz viele kleine und große Entscheidungen. Womit wir wieder beim schwierigen Teil sind und beim Thema Zögern. Was ist besser? Entscheidungen sofort, intuitiv treffen oder sich Zeit lassen, abwägen, nachdenken, verschiedene Perspektiven berücksichtigen.
Eine allgemein gültige Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Je nach Situation kann beides funktionieren oder eben nicht. Letztlich geht es darum, wann der richtige Zeitpunkt für eine gewisse Handlung oder eine Veränderung ist. In der Natur ist es nichts anderes. Eine Blumenwiese erblüht erst, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.
Nur, woher weiß die Natur eigentlich, wann was zu tun ist? Meine (nicht wissenschaftlich fundierte) Vermutung: Kommunikation, Vernetzung und das permanente Wahrnehmen von und Reagieren auf äußere und innere Reize (und weitere biologische/chemische Mechanismen etc.). Was wir davon eventuell für uns ableiten können: Wenn wir Teil eines gesunden (Beziehungs-)Systems und selbst in ausreichend guter Verfassung sind, wissen und spüren wir, wann was zu tun ist.
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